Sowi-Kurse besuchen Vortrag der LIGA Lünen zum Thema Ökologischer Fußabdruck
Lünen. Zu gerne vergessen wir, dass wir in den Industrieländern und inzwischen nicht nur dort über unsere Verhältnisse leben. Mit der Veranstaltungsreihe „Der ökologische Fußabdruck- wie zukunftsfähig ist unser Lebensstil“ tritt die LIGA Lünen dieser Vergessens- und Verdrängungsstrategie entgegen. Am Donnerstagabend hatte sie mit Prof. Dr. Reinhard Loske einen der führenden Wissenschaftler im Bereich von Nachhaltigkeit und Klimaschutz eingeladen. Im vollbesetzten Seminarraum des Bauvereins erlebten die Zuhörer ein engagiertes Plädoyer für eine „Gute Gesellschaft ohne Wachstumszwang“ in einem Vortrag, in dem neben der Bestandaufnahme auch Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt wurden.
Anhand von Grafiken verdeutlichte der Referent zunächst den überdimensionalen Anstieg seiner Ansicht nach bedenklicher Faktoren vor allem in den vergangenen 100 Jahren, vom Bevölkerungswachstum über den Wasserverbrauch bis hin zum Motorisierungsgrad und dem Einsatz chemischer Düngemittel. „Wir sollten uns einmal vor Augen führen, dass das, was die Natur in einer Million von Jahren an fossilen Brennstoffen geschaffen hat, von uns in einem Jahr verbraucht wird.“ Er zeigte die Bereiche, die er eindeutig im „roten Bereich“ sieht: die biologische Artenvielfalt, den CO2-Ausstoß und die Klimaveränderung. Er kritisierte, dass auch nach den Klimakonferenzen von Rio 1992 und 2012 nicht Wesentliches geschehen sei. „Wenn unser Klima eine Bank wäre, hätten wir es schon längst gerettet“, zitierte er einen wesensverwandten Wissenschaftler.
Anhand von Zahlen konnte er verdeutlichen, dass auch die Hoffnung der traditionellen Volkswirtschaftslehre auf eine spürbare Entlastung durch den Wandel von der Produktionsgesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft sich nicht erfüllt hat. Auch die sogenannte „grüne Ökonomie“, die weiterhin auf Wachstum, wenn auch in anderen Bereichen, setze, könne „Rückpralleffekte“ bringen und im Endeffekt zu mehr Verbrauch führen.
Lösungsmöglichkeiten sieht Loske in einem verzahnten Konzept einer Ökonomie der Nachhaltigkeit. Die beginnt bei einer Ökonomie des Teilens, soll wegführen von der Wegwerfgesellschaft zu einer Ökonomie der Langlebigkeit mit einer „Reparatur Kultur“ und verlangt einen Schulterschluss zwischen Produktion und Konsumieren, bei dem der Verbraucher überlegt, wie die von ihm konsumierten Dinge Güter produziert werden. Weiterhin tritt er für eine regionalisierte Wertschöpfung ein: „Es kann nicht angehen, dass Transportkosten nicht der ökologischen Wahrheit entsprechen und praktisch keine Rolle spielen.“
In der anschließenden regen Diskussion erhielt Professor Loske viel Zustimmung, musste sich aber auch mit kritischen Anmerkungen auseinandersetzen. So gab der LIGA-Vorsitzende Ulrich Weber zu bedenken, dass mit der geforderten Regionalisierung gerade den sogenannten Dritte-Welt-Ländern potentielle Märkte verloren gingen. Neben dem Bürgermeister und anderen bekannten Lünern waren auch Schüler der Jahrgangsstufe 12 und 13 der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule mit ihren Lehrern Göknur Aydin und Franz-Josef Thöne unter den Zuhörern. „Wir sind freiwillig hier, weil uns die Thematik interessiert“, betonten sie. Und Schüler Dustin Schuur zeigte, dass auch die Botschaft angekommen ist: „Ich nehme mit nach Hause, dass sich etwas ändern muss, und zwar nicht nur bei den andern, sondern bei jedem von uns.“
(Autor: Diethelm Textoris – Freier Mitarbeiter der Ruhr Nachrichten)